Im Jahresbericht

 

 

Im Jahresbericht tauchen wir natürlich auch immer wieder auf. 

 

Die EURO-AG - eine Bilanz  (1999)

Kommentare nach der Rom-Sitzung 1999

Wer will in unsere Fußstapfen treten?

Eine Chance, die sich zu nutzen lohnt -- 
Die Euro AG (Politik und Zeitgeschichte) 2002 - 2004

 

Die EURO-AG - eine Bilanz  (1999)
 

It’s a long and hard way to go! -

Seit ungefähr sechs Jahren existiert die "Euro-AG" nun schon als Einrichtung an unserer Schule, und wird unter offiziellem Namen "Pluskurs Geschichte und Politik" oder "Politik und Zeitgeschichte" seitdem am Beginn jeden Schuljahres im Rahmen des Zusatzwahlprogramms angeboten.

Im Juni 1996 gründete Frau Macht aus Mitgliedern der alten Euro-AG ("Bonn-Fahrer") und neu angeworbenen 9.-Klässern den Rhetorik-Kurs "rhetorical skills", in dem uns Grundfertigkeiten des Redens vor einer größeren "audience"(Zuhörerschaft) und des sachlichen, förmlichen Diskutierens antrainiert wurden.
Unterbrochen wurde diese Phase im November von der Teilnahme am 8. Model International Parliament (MIP) in Kerkrade (Niederlande), auf dem wir Neulinge uns erstmals in freier Wildbahn testen konnten.

Im Februar unternahm die Euro-AG eine zweitägige Fahrt zum Europäischen Parlament (EP) nach Straßburg. Dort hatten wir die Möglichkeit mit der Abgeordneten Lissy Gröner zu diskutieren und uns anschließend eine EP-Sitzung über die damals hochbrisante BSE-Krise anzusehen.
[Anmerkung 2001: Schon damals kritisierte das EP die Kommission harsch und beschloss mehrheitlich das Verbot von Tiermehl und andere BSE-eindämmende Maßnahmen, die jedoch von den Mitgliedsstaaten nicht völlig umgesetzt wurden.]
Im Mai ’97 hatten einige Mitglieder die Möglichkeit am 1. Europäischen Forum in Dresden teilzunehmen
 Das folgende Schuljahr (1997/98) schließlich war das an Fahrten, Erlebnissen und Erfolgen in jedem Falle für die Gruppe, aber wohl auch für jeden Einzelnen, reichste.
Im November nahm die "Arbeitsgruppe Politik und Zeitgeschichte" am 9. Model International Parliament teil.
 

Mehrzweckraum - Kiel - Istanbul bzw. Rom

Um uns im Anschluss daran für das EYP (Europäisches Jugendparlament e.V.) zu qualifizieren,  mussten wir zunächst eine "Proberesolution" verfassen (die als eine von zehn aus 70 Mitbewerbern von einer Jury ausgewählt werden sollte). Das vorgegebene Thema lautete für alle Teams gleich: "The question of essentials of the European unification process: How to balance economic, cultural, social and national aspects?"

Nachdem wir uns für die Nationale Auswahlsitzung qualifiziert hatten, begannen die Sitzungsvorbereitungen. Dabei geschieht gelegentlich Unvorhergesehenes: Der "EYP-Spirit", ein Syndrom, das Außenstehende häufig nur mit dem Adjektiv "wahnsinnig" kommentieren können, setzt den befallenen Personen zu, und bringt sie in die Lage Außergewöhnliches, man möchte schon sagen Übermenschliches zu tun. Sie treffen sich nicht nur Montag nachmittags um zu Streiten, Argumentieren und Diskutieren (manchmal sogar wie zivilisierte Menschen, so wie sie es einst gelernt hatten), sondern auch noch zu ganz anderen Zeitpunkten. Samstag vormittags, Winter, neun Uhr morgens - eine Zeit, in der das Schüler an sich eingerollt in seinem Bau liegt und sich jeden Aufweckversuchen und Aufstehgeboten zu widersetzen versucht, begibt sich in fröhlicher Regelmäßigkeit einen kleine Gruppe von  EYP-Fanatikern ins Gebäude des Leibniz-Gymnasiums um dort im Mehrzweckraum zu arbeiten, wobei der Hausmeister sich gezwungen sieht, Licht und Heizung außerplanmäßig  einzuschalten.

Unser damaliges Thema  lautete: "The question of the responsibility of former colonial powers for political conflicts, arising in their former overseas territories" . In vielen Streitgesprächen einigten wir uns schließlich noch rechtzeitig vor dem Abgabetermin. "So ein Glück, endlich waren sie von der Last der ganzen Arbeit befreit", mag der naive Leser an dieser Stelle denken, zumindest hoffen. So war dem auch - drei Tage lang. Dann flatterten uns die Resolutionen der neun anderen Gruppen, mit jeweils anderen Themen, ins Haus und wir gingen in Phase drei des Unternehmen EYP über: systematische Aufarbeitung und Diskussion der Resolutionen der Mitbewerber und schließlich die Erstellung von "position papers" für die "open debate" auf der
 

Sitzung in Kiel

Der wichtigste Teil der Veranstaltung waren ohne Frage die beiden Sitzungstage des EYP im schleswig-holsteinischen Landtag, zu denen wir viele Erfahrungen, viel Übung und natürlich viel Erarbeitetes mitbrachten. Für alle diese Tage und Ereignisse kann man aber eigentlich nur einen Satz setzen, den man nur wirklich verstehen kann, wenn man die Sache (das EYP!!) einmal miterlebt hat: "It’s hard to describe, but fantastic to live".

Wir haben uns an die Auswahlkriterien der Jury, die vorab bekannt waren und an die uns Herr Macht immer wieder erinnerte, zu halten versucht (kooperatives, konstruktives Diskutieren, Teilnahme und Redebeiträge der gesamten Gruppe), wir haben so gut wie möglich unsere Positionen eingebracht und Teamgeist bewiesen.
 Nachdem die letzte Resolution diskutiert worden war, zogen sich die Juroren kurz zurück und anschließend wurden die Siegerschulen von Frau Sybille Rabut, Vorsitzende des EYP-Deutschland verkündet: "Nach Wien fährt das Gymnasium Hösbach". (Die folgende Gefühlslage ist unbeschreiblich) "...und in Istanbul* werden wir vertreten sein durch das Leibniz-Gymnasium Altdorf.". Unsere Gefühle kommentierte unsere ambassador-in relativ treffend mit ihrem offiziellen Abschiedsgrußwort: "I am so confused!"- ein Krimi mit Happy End!

*Die April-Sitzung in Istanbul musste aufgrund der aktuellen politischen Ereignisse abgesagt werden. Dafür fuhren wir im Juli nach Rom.

Bruno Bauer, ehemaliges Mitglied der Euro-AG (ABI 2000) [stark gekürzte und adaptierte Fassung, Mt]

 

 

Kommentare nach der Rom-Sitzung 1999

"Das Euro-Fieber hat Schüler erfasst" NN-Artikel am 29. Juli 99 (Michael Husarek)
"Für mich waren das elementare Tage, an denen ich viel über andere Länder und den Umgang miteinander erfahren habe." (Clara, Delegationsmitglied, ABI 2000)
"Die jungen Leute haben nur das Parteiengezänk satt, politische Inhalte interessieren dagegen sehr." (Björn Lampe, Organizer beim EYP, Student)
"Das Gemeinschaftsgefühl war greifbar. Europa ist eben eine Einheit." (Julian, Delegationsmitglied)
"Toleranz erfahren" Bericht im Boten am 3. August 1999 (Elmar Happ)
"Rom war für mich identitätsstiftend. Man entdeckt die anderen, man entdeckt sich selbst und am Ende das Gemeinsame." (Franziska, Delegationsmitglied)
"Mit Menschen grundverschiedener Meinung zu einem Konsens zu kommen, dass eine Resolution daraus werden konnte, die dann von allen [internationalen Ko-Autoren] getragen und sogar verteidigt wurde, fand ich großartig." (Jana, Delegationsmitglied, Abi 2000)

 

 

Wer will in unsere Fußstapfen treten?
 

"Das Wichtigste an der Euro-AG ist nicht, irgendwelche glamourös-pompösen Mega-Erfolge einzufahren, sondern in erster Linie der Spaß am Diskutieren, an der Politik und am Englisch (und Französisch). Die Sacharbeit in der Euro-AG, die verschiedenen Fahrten und Vorträge, die eigene Auseinandersetzung mit politischen Streitfragen und nicht zuletzt das Sprach- und Rhetoriktraining bringen dem Einzelnen Fähigkeiten, Erfahrungen und Erlebnisse, die ihn entwickeln und vorwärts bringen, in vielerlei Hinsicht. Lernen, Erfahren und Werden, das ist Euro-AG.

Darum kann ich - von meiner Warte wie aus der Sicht der gesamten Euro-AG - Euch, sofern ihr 9. oder 10. Klasse seid, nur raten: wenn Ihr politisch interessiert seid und mindestens Englisch einigermaßen gut beherrscht und gerne auch etwas dazulernt, das im normalen Unterricht meist zu kurz kommt, dann meldet euch  nächstes Jahr zur Euro-AG an, wie auch immer diese dann offiziell heißen mag." [Bruno Bauer, ABI 2000]

 

 

Eine Chance, die sich zu nutzen lohnt
-- Die Euro AG (Politik und Zeitgeschichte) 2002 - 2004


Mit der Osterweiterung wuchs die Bevölkerung der Europäischen Union am 1. Mai 2004 um weitere 75 Millionen auf nahezu eine halbe Milliarde Menschen. 
25 Nationen, 20 Sprachen, kulturelle Vielfalt und der größte Binnenmarkt der Welt -- es gibt eine Menge Gründe, sich mit unserem Europa näher zu befassen.

Jeder hat schon einmal Schlagwörter wie "offene Grenzen", "Euro" oder "Subventionen" gehört, aber kaum jemand weiß über die Ausarbeitung der Europäischen Verfassung oder das Streben nach einer gemeinsamen Außenpolitik Bescheid. Dabei werden in Brüssel im Moment Weichen gestellt, die Europas Entwicklung, unsere Zukunft, maßgeblich beeinflussen werden. Weniger Bürokratie, eine gemeinsame Außenpolitik, eine Verfassung, gar ein europäischer Außenminister und Präsident -- Europa lebt und ist dabei, erwachsen zu werden.

Die Euro AG vermittelt dabei in vielfältiger Weise nicht nur Wissen über Europa, sondern trainiert auch Fähigkeiten, die im regulären Unterricht manchmal nicht genug gefördert werden können. Zuhören, Reden und Argumentieren sind Schlüsselqualifikationen in der Berufswelt von heute, die im Rahmen der Euro AG geschult werden. Durch Diskussionen in der Gruppe sowie auf internationalen Parlamentssimulationen werden darüber hinaus auch Teamfähigkeit und Englischkenntnisse automatisch verbessert. Neben einmaligen Erfahrungen sind Urkunden und Zeugnisbemerkungen für die Bewerbungsmappe gleich inklusive.

Im letzten und auch in diesem Jahr stand für uns wieder einiges auf dem Programm. Schon kurz nach Beginn des Schuljahres 2002/03 fand das Model European Parliament (MEP) statt, eine internationale Simulation der EU-Politik in Kerkrade (Niederlande). Viele unserer jungen Mitglieder konnten dort erste Erfahrungen als EU-Parlamentarier sammeln, während einige erfahrenere Schüler als Moderatoren oder Mitglieder der EU-Kommission fungierten. Sowohl die Diskussionen als auch das Abendprogramm waren für jeden Teilnehmer eine bereichernde Erfahrung!

Darüber hinaus konnten wir uns mit einer Resolution zur europäischen Außen- und Sicherheitspolitik 2003 erneut für die nationale Auswahlsitzung des Europäischen Jugendparlaments (EYP) qualifizieren. Ende Juni fuhr eine 10-köpfige Delegation des Leibniz-Gymnasiums in Begleitung von Frau StRin Seeböck nach Stuttgart, um im dortigen Landtag mit neun anderen Gruppen aus ganz Deutschland auf Englisch und Französisch zu diskutieren. Zwei dieser Gruppen wurden von einer Jury ausgewählt und durften Deutschland auf einer der internationalen Sitzungen des Europäischen Jugendparlaments in Tallinn (Estland) und Durham (Großbritannien) offiziell vertreten. Wir waren zwar letztlich nicht die Gewinner des deutschen Wettbewerbs, dennoch war die Teilnahme wieder ein tolles Erlebnis.
Neben diesen mehrtägigen Veranstaltungen hatten Euro-AG-Mitglieder auch andere vielfältige Möglichkeiten. Von einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung bis hin zur Einladung zu einem Privatvortrag mit Diskussion und Buffet des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Prof. Haussmann reichte das Angebot.

Auf Lehrerseite hatten wir schon im vergangenen Schuljahr Unterstützung bekommen: Neben Frau Macht stand uns nun auch Frau Schnappauf mit Rat und Tat zur Seite, die seit dem neuen Schuljahr die alleinige Verantwortung für die Gruppe übernahm. Für ihr außerordentliches Engagement gilt ihnen beiden an dieser Stelle unser besonderer Dank. 

Leider konnten wir uns heuer nicht gegen die starke Konkurrenz in der Vorrunde des EYP durchsetzen, die erfolgreiche Erarbeitung eines Gesetzesvorschlags zu der Frage, was die EU gegen die negativen Auswirkungen der Globalisierung auf die Länder der Dritten Welt tun kann, hat aber trotzdem Spaß gemacht und wir haben zusammen viel gelernt. Zusätzlich haben wir nach den Regeln des Internationalen Debating viele Themen diskutiert und hoffen mit dieser Vorbereitung vielleicht an den deutschen Schul-Meisterschaften im Debattieren teilnehmen zu dürfen. Im nächsten Jahr wollen wir gerne wieder nach Kerkrade fahren und erneut die Teilnahme an der Endrunde des EYP anstreben. 

Es ist schade, dass trotz dieser Vielseitigkeit nur wenige Schüler die Angebote der Euro AG nutzen. Sie bietet unzählige Möglichkeiten und steht allen Interessierten offen, man muss wirklich kein Politik-Profi oder Englisch- bzw. Französischgenie sein. Interesse und die Bereitschaft, sich in die Arbeit einzubringen, reichen völlig aus. Unsere Aktivitäten sind viel mehr als trockene Diskussionen, sie bringen Wissen, Spaß und einzigartige Erfahrungen. "Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist fantastisch, es zu erleben" lautet nicht grundlos das Motto des Europäischen Jugendparlaments.

Wir können nur dazu einladen, kommen müssen Interessenten schon selbst.

Für die Euro AG
Peter Reinhart und Gisela Schnappauf